Mittwoch, 15. Oktober 2008

Ninja Gaiden 2

"...dann habe ich mit ein paar Schwerthieben einen Arm und den Kopf des Gegners entfernt. Und weil das offensichtlich nicht als Strafe dafür ausreicht, daß er sich mir in den Weg gestellt hat, habe ich, noch während sein lebloser Körper dem Bodem entgegenfiel, mein Schwert in seine Brust gesteckt und ihn mit einer schwungvollen Bewegung weggeschleudert. Nachdem ich auch aus einem Dutzend seiner Freunde Gulasch gemacht habe, war mein Schwert voller Blut. Jedesmal, wenn das passiert, muß ich es säubern. Sowas finde ich echt anstrengend, hey!"


Die jungen Damen in der Party waren recht vergnügt.

"Das war atemberaubend", sagte die eine.

"Ich möchte auch mal dabei sein", sagte die andere.

"Wieso bist du nur so cool?" fragte die neugierige.

"Weil ich ein Ninja bin" sagte ich.

Zumindest wäre ich das gerne. Auch wenn Ninja Gaiden 2 den Begriff "Ninja" neu definiert. In der Realität waren Ninja Spione, die meist unbemerkt ihre Arbeit verrichtet haben. Filmninjas bewegen sich eher Richtung Superkämpfer mit übermenschlichen Fähigkeiten. Ninja Gaiden 2 Ninjas töten mehrfamilienhaushohe Dämonen, die seit Millionen von Jahren leben, und trauen sich dann nicht so recht, eine Frau zu umarmen. Und so muß es sein.

Das Spiel macht sich keine Illusionen, wie albern es ist. Einer meiner Lieblingsmomente ist, wenn man die Informationsplaketten im Ninjamuseum in der Freiheitsstatue liest(!?) und das Spiel einem sagt, daß das, was man in Museen über Ninjas liest, alles falsch ist. Die Geschichte geht folgendermaßen: Ein feindlicher Ninjaclan greift den eigenen an und sammelt Artefakte, die Dämonen aufwecken. Die CIA wird darauf aufmerksam und die beste Lösung, die ihnen einfällt, ist, eine vollbusige Version von Dante aus Devil May Cry 3 zu beauftragen, den Superninja Ryu Hayabusa aufzusuchen und ihn zu beauftragen, die Dämonen zu töten. Buahaha!

Die Zwischensequenzen hat Team Ninja so kurz gemacht, wie es in einem modernen Spiel erlaubt wird, also gerade noch genug, um dem Vorwurf zu entkommen, daß es absolut keine Geschichte gibt. Ryu sagt in diesen Szenen so gut wie nichts, so wie es sich gehört. Die Zwischensequenzen schalten oft auf 30 fps aber da das Spiel mit wenigen Ausnahmen mit 60 läuft, will ich nicht meckern. Worüber ich meckern will, ist das häßliche Charakterdesign, das sich bei Team Ninja seit Dead or Alive 1 nicht geändert hat.

Aus den Umgebungen werde ich nicht so schlau. Schwankungen nicht miteingerechnet besteht der Großteil der ersten vier Levels aus leeren Gängen mit platten Wänden, die das Dreamcast unterfordert hätten. Später werden die Umgebungen deutlicher interessanter, reichhaltiger, besser komponiert bis man gegen Ende eine Umgebung hat, die ganz grob an die Höhlen von Gears of War erinnert, nur daß sie in Ninja Gaiden 2 drei mal besser aussieht, nicht flimmert und das Spiel dabei mit der doppelten Framerate läuft.


Die Spielbarkeit ist in ihren Grundprinzipien seit dem Vorgänger unverändert. Es gibt ein paar verschachtelte Stein-Schere-Papiere Systeme, die vom Spieler verlangen, daß er schnell Entscheidungen trifft, z.B. ob er schnelle, langsamere oder aufladbare Angriffe macht. Waffen sind etwas ausgeglichener und in der richtigen Situation manchmal nützlicher als andere. Die Projektile sind etwas aufgewertet, die Combos länger, die Feinde zahlreicher und stärker. Das Kampfsystem ist immer noch das beste aller "Einer gegen Alle"-Spiele aber es leidet unter den Rahmenbedingungen, in denen es arbeitet. Nicht selten genug befinden sich Gegenstände oder Gegner zwischen der Kamera und Ryu und wenn es doch klappt, das Geschehen um Ryu herum einzufangen, gibt es meistens eine große Anzahl an Gegnern, die sich außerhalb des Bildschirms bewegen und den Spieler mit Feuerbällen, explodierenden Kunai und Höschen bewerfen als ob er Tom Jones wäre. In Teil 1 konnte man mit Dauerblocken den Energieabzug auf vertretbare Maße reduzieren, bis man gelernt hat, den Projektilen aus dem Weg zu gehen. In Teil 2 regnet es Projektile und die Gegner, die mit Unblockables und Würfe durch den Block des Spielers gehen können, kommen drei Levels früher (also gleich im ersten Level).

Zusammenfassung: wer Teil 1 mochte, wird mit größter Wahrscheinlichkeit Teil 2 mögen, Charaktere scheiße, Umgebungen schwankend, Animationen OK, Spielbarkeit gut mit eingestreuten nervigen Stellen, ich bin kein Ninja aber trotzdem cool. Läuft mit 60 fps, also kaufen!

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