Sonntag, 1. Mai 2011

Dante's Inferno

Als die Entwicklung von Dead Space angefangen hat, haben die Entwickler Visceral Games eine strategisch gute Entscheidung getroffen, ohne es zu wissen. Mit Resident Evil 5 ist die Reihe auf den absteigenden Ast. Es ist mehr Action- als Horrorspiel. Resident Evil verliert seine Identität und Einzigartigkeit, es wird plötzlich mit anderen Spielen verglichen und die Steuerung kommt dann zu kurz. Dead Space muß dann nicht mal einfallsreich oder besonders gut sein. Es muß nur ein ordentliches Horrorspiel mit naheliegenden Verbesserungen in der Steuerung und schon hat das Spiel seine Existenzberechtigung.

Bei Dante's Inferno ist das nicht unbedingt der Fall. Inferno kopiert die Spielmechanik von God of War und benutzt ein anderes Setting, nur hat God of War keine offensichtliche, gravierende Macken, die es zu korrigieren gibt. OK, Teil 3 ruckelt wie die Pest, deswegen habe ich es nicht gekauft aber Inferno macht nicht mal neben God of War 2 einen großartigen Eindruck.


Damit es keine Mißverständnisse gibt, das Spielsystem ist kompetent geklaut und alles, was in God of War gut funktioniert, tut es hier auch. Hier tut es sogar besser, weil nicht nur die Ausweichrolle in der Verteidigung eine Rolle spielt sondern auch das Blocken. Der Ablauf der Kämpfe ist etwas organischer. Vor allem traut sich Inferno, einem Endgegner vorzusetzen, die klein sind und ein ähnliches Verhalten wie Dante haben. Inferno ist aber immer noch kein Ninja Gaiden.

Als ob sie Angst hatten, das Spiel tatsächlich besser zu machen, haben die Entwickler aber noch ein paar Sachen eingebaut, um die Verbesserungen in den Kämpfen wieder mit Schlechtigkeit wettzumachen. Das Spiel LIEBT es es, den Spieler auf die Tasten hämmern zu lassen, um Türen aufzumachen, Energie aufzunehmen, Gegner einen Finishing-Move zu verpassen... es reicht! Und dann gibt es noch das Auflevelsystem, bei dem man seine Fähigkeiten nicht nur auflevelt sondern überhaupt erst erwirbt. Und das Zeug ist teuer. Wo soll der Vorteil sein, wenn ich am Ende des Spiels ankomme und ich es mir nicht leisten konnte, alle grundlegenden Moves zu kaufen? Die Entwickler behindern ihr eigenes Spiel daran, sich zu entfalten.

Obwohl die Kämpfe an sich in Ordnung gehen, liegt über Dante's Inferno ein Schleier der Langeweile. Die Charaktere sind durch die Bank häßlich, die Umgebungen flach, das Setting eintönig. Zusammengerechnet habe ich wohl eine halbe Stunde damit verbracht, auf Wänden zu klettern, die aus Menschenkörpern bestehen. Gähn! Am Ende gibt es natürlich noch ein Level, wo man in neun identischen Räumen quasi endlose Gegnerwellen ausschalten muß, wobei zusätzliche Bedingungen erfüllt werden müssen, wie daß man eine 10er Aircombo machen muß. Für so einen Scheiß gibt es Scheiß-Achievements. Ich will das nicht im eigentlichen Spiel haben.

Positiv kann man noch anmerken, daß Inferno mit bombenfesten 60 FPS läuft, die Animationen besser als in God of War sind, daß ich in der Endsequenz das erste Mal eine männliche Videospielfigur mit realistischer Körperbehaarung gesehen habe und in einer anderen Zwischensequenz das erste Mal einen halbwegs überzeugenden Kuss. Wobei letztere Szene vorberechnet ist.

Insgesamt ist es ein ordentliches Spiel. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob das reicht.

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