Samstag, 30. März 2013

Metroid Other M erschüttert meinen Glauben an die Menschheit

Die guten Nachrichten zuerst: Die Spielsysteme in Other M sind ein würdiger Nachfolger und eine sinnvolle Modernisierung von Super Metroid. Das Prinzip von Other M und die Implementierung der Systeme und Abhängigkeiten gefallen mir besser als die der Metroid Prime Reihe. Beim spielen fühlt sich das ausweichen und zurückschießen intuitiv an und fließt gut. Es muß eine unglaubliche Menge guter Arbeit darin geflossen sein, daß das Ausweichen vernünftig aussieht und sich nirgendwo verhakt und daß trotz Digitalsteuerung das Spiel einerseits richtig erahnt, was der Spieler abschießen will, ihm genug Hilfe gibt, daß das Zielen nicht frustrierend ist aber nicht so viel, daß er das Gefühl hat, er würde nichts dazu beitragen. Daumen nach oben! (ARGH! Diese Schmerzen!)

Die Animationen sind gut. Die Framerate liegt bei 60 FPS, stockt aber zu oft, vor allem, wenn aus der Disc gestreamt wird.

Das Leveldesign ist ordentlich, wenn man von ein paar Stellen absieht, wo unsichtbare Linien Zwischensequenzen auslösen, bei denen am Ende Türen geöffnet werden. Manchmal irrt man einfach rum, weil man nicht die richtige unsichtbare Linie überquert hat. Zusätzlich werden grundlos Türen veschlossen, durch die man schon gegangen ist, womit das Erforschen grundlos eingeschränkt wird. Also grundlos.

Die Bilder, die das Spiel auf dem Bildschirm bringt, sehen bestenfalls langweilig aus und oft genug häßlich/matschig/primitiv. Das Spiel braucht eine modernere Hardware.


Die Musik ist im Spiel nicht besonders Metroid-mäßig, dafür boring. In den Zwischensequenzen (ARGH!) macht die Musik den Eindruck einer Imitation eines möchtegerndramatischen amerikanischen Films. Oder so. Ich will zum Ausdruck bringen, wieviele Schichten an Falschheit die Musik davon trennt, den gewünschten Effekt zu erzielen, aber mit Sprache geht das nicht. Dazu trägt aber auch der Inhalt der Zwischensequenzen an sich.

Sie sind fürchterlich. Sie sind falsch. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie durch Arbeit von Künstlern entstanden sind, die Polygone und Texturen in Figuren zusammengestellt haben und Schauspieler, die ihre Stimmen verliehen haben. Ich stelle es mir so vor, daß sie die 1000 größten Metroid Fans genommen haben, sie in einen Dauerschlaf versetzt haben und ihnen Drogen verabreicht haben, die ihre schlimmsten Albträume aufrufen. Ihre Tränen hat man dann in Containern gesammelt und durch eine Maschine gejagt, die man dem Satan persönlich abgekauft hat mit Geld, das man mit Dead Space 3 Microtransactions gesammelt hat. Wie es geht, daß dann Other M vor Dead Space 3 erschienen ist, brauche ich nicht erklären, weil es halt so ist. Auf jeden Fall destilliert diese Teufelsmaschine die Tränen in Metroid-Zwischensequenzen in Quicktime Format. Das einzige, was das Entwicklerteam dann noch machen musste, war die Videos zu konvertieren. Und so sind sie entstanden.

In dieser seelenzerstörenden Geschichte findet man im Laufe des Spiels keine Artefakte, die einem zusätzliche Fähigkeiten geben, sondern Samus schaltet alles am Anfang des Spiels ab und wartet auf die Erlaubnis von irgendeinem Typ, daß sie das Zeug wieder stufenweise einschalten kann. Natürlich wird der Hitzeschutz nicht eingeschaltet, sobald man bei der Vulkanlandschaft ankommt, sondern wenn man die Hälfte hinter sich hat, beim Endgegner angekommen ist und es am dramatischsten ist. Kopfschmerzen! Davor gibt sich Samus halt damit ab, daß sie auch von Gegnern mehr Schaden nimmt, weil Adam das stärkere Schild nicht erlaubt.

Am Ende von Briefings macht jeder Soldat im Team von Adam mit ausgestrecktem Arm seinen Daumen nach oben. Samus macht einen Daumen nach unten, weil sie ein Rebell ist. Ich habe das Gefühl, wenn ich weinen könnte, würde ich mich seelisch etwas von diesen Erinnerungen befreien können, aber ich schaffe es nicht. Samus hört nicht auf zu quatschen. Sie redet und redet und redet. Und in jeder Flashback-Zwischensequenz befinden sich verschachtelte Flashbacks, die nichts neues zeigen sondern das, was wir vor einer Minute gesehen haben, diesmal mit Farbfilter!

Das Ausmaß des Grotesken wird einem aber erst bewußt, wenn man Metroid Fusion auf der GBA gespielt hat, denn dann merkt man, daß der Typ, der jetzt für die Metroid Serie verantwortlich ist, diese Vorstellung der Metroid-Welt seit über einem Jahrzehnt hegt. Schon in Fusion wurde der Adam-Charakter geteast und der selbe peinliche "my lady"-Spruch wird mehrmals in beiden Spielen herbeizitiert. Ich kriege eine Migräne.

In der Mitte des Spiels wird man von Zwischensequenzen größtenteils verschont aber das Spiel bleibt so schlecht in Erinnerung, weil am Anfang und Ende die Konzentration deutlich angehoben ist. Am Ende des Spiels hat man bestimmt einen mindestens einstündigen Angriff auf die Unschuld des Spielers miterlebt. Der eine oder andere mag sich jetzt denken, daß er/sie so unschuldig gar nicht mehr ist, aber vertraut mir... die Dialoge von Other M werden auch das kleinste bisschen Unschuld ausfindig machen, den Teil, der auch erlaubt, sich noch über Dinge zu begeistern, so wie früher, als ihr noch ein Kind wart, und dann werden sie diesen Teil von euch zerstören. Glück ist dann nur noch eine Erinnerung. Die Welt eine Wüste. Alle Farben eine Abwandlung von grau. Das Leben eine fahles Bedürfnis, das nie gestillt werden kann, nach einem unbekannten Mehr.

Genrefans greifen zu.

2 Kommentare:

HomiSite hat gesagt…

Hehe, schön geschrieben! Rein spielerisch hätte/hat es dir aber ja ganz gut gefallen - wie klappte denn dieser Wechsel von 2D zu 3D (Schießen) und zurück?

Wie hier offenbar auf zudem inkompetente Weise eine ikonische Spielfigur zerlegt wird, ist schon erschreckend. Gerade weil doch dieses Metroid mit Fokus auf Story und Charaktere eher ein "erwachseneres" Nintendo-Spiel sein sollte...

Pasco hat gesagt…

Spielerisch ist Other M gut, bis auf die unsichtbaren Linien, die willkürlich Türen öffnen und schließen.

Wenn man das Spiel nicht gespielt hat, dann denkt man, daß die Ego-Ansicht da ist, um genauer zu zielen, im Prinzip zielt das Spiel auch dort fast von alleine und es geht eher darum, zu Raketenschüsse zu wechseln. War eigentlich nicht lästig.