Zuerst haben wir einen Zwischenstopp in Peking/Beijing gemacht. Wenn ich daran zurückdenke, dann finde ich es schade, dass wir bis dorthin geflogen sind und absolut nichts von Beijing mitgenommen haben. Wenn Flughäfen nicht eine Art von ineffizientem Gefängnis wären, hätte die Zeit wahrscheinlich ausgereicht, um eine Stunde in der Stadt zu verbringen, was unendlich viel mehr Zeit wäre als die Zeit, die wir dort tatsächlich verbracht haben (null). In diesem Moment habe ich wenig darüber nachgedacht, weil ich primär damit beschäftigt war, Reisepass- und Taschenkontrollen zu überleben, mich darüber zu wundern, dass das Wasser komisch schmeckt, mich ebenfalls darüber zu wundern, wo die Gruppe der schönsten und am schönsten angezogenen Flugbegleiterinnen wohl herkommt, und mich darüber zu amüsieren, dass facebook aus Sicherheitsgründen gesperrt ist. Die Chinesen sind uns in dieser Hinsicht voraus. Außerdem wollte ich schlafen, schlafen und schlafen.
Ich glaube die erste Person, die ich in Japan gesehen habe, hatte eine Hygienemaske an. Die Hygienemasken sind in den folgenden Tagen auch nicht verschwunden, aber die Anzahl, mit der wir am ersten Tag konfrontiert wurden, hat mir schon einen kleinen Schock versetzt. Für die Unwissenden/Ignoranten kurz erklärt: Japaner tragen Hygienemasken, wenn sie krank sind, damit sie andere nicht anstecken. Was noch spaciger war, ist, dass ich kein Husten oder Niessen gehört habe, also sind sie damit auch noch extrem übervorsichtig.
Zeichen Nummer 2, dass man sich in Japan befindet: In anderen Ländern gibt es Ansagen im Flughafen, wenn es was zu sagen gibt. In japanischen Flughäfen sind die Ansagen ununterbrochen. Ebenso in Bahnhöfen, in Läden ... selbst die Kreuzungen reden mit einen. Argh!
Auf der Monorail, die nur existiert, weil Marge Simpson nicht in Japan lebt, fallen einige Dinge auf:
- Die irrationale Angst, am Rand des Wagons zu stehen, als ob ich da eher runterfallen würde als wenn ich in der Mitte stehen würde.
- Japanische Wohnungen sind klein. Ich habe es von vorne rein gewusst aber die sind klein. Echt jetzt!
- Japanische Wohnungen haben keine Angst, reihen- und spaltenweise ihren Balkon mit 50m Abstand Richtung laute Züge zu richten.
Ich weiß nicht, warum, aber Japan scheint mir wie ein Griechenland aus einer alternativen Realität zu sein.
In Tokyo angekommen stellen wir fest, spätestens nachdem wir uns verloren haben, dass ihr U-Bahn-Netz sehr dicht ist aber durch die 2-3-4(?) Betreiber auch für Anfänger sehr unübersichtlich sein kann. Vor allem ist es leicht, das falsche Ticket zu kaufen. Die Preise hängen genauso viel von Glück ab wie von der Distanz, die man zurücklegt.
Die erste Nacht haben wir in einem Kapselhotel verbracht. Statt Zimmer gibt es dort Ein-Mann-Kapseln, in denen man schläft und weit weniger zahlt als in normalen Hotels. Wenn ich "Mann" sage, meine ich in diesem Fall Mann, weil es bis auf das Hotel, wo wir waren und ein weiteres, nicht vorgesehen ist, dass Frauen dort übernachten. Zuerst habe ich gedacht, dass es für Leute gedacht ist, für die eine Taxifahrt nach Hause und zurück teurer ist, als dort zu übernachten aber in unserem Hotel waren eher Studententypen da und viele davon Ausländer. In mancher Hinsicht wäre es besser, wenn wir das Hotel ein paar Tage später besucht hätten, dann hätten wir ein paar Sachen mehr/anders geschätzt. In ziemlich jedem japanischen Hotel kann man ein heißes Bad nehmen aber nur im Kapselhotel gab es eine Sauna. Und in jedem japanischen Hotel, Laden, jede Schlange erfährt man übermäßige, etwas distanzierte bis robotermäßige Höflichkeit aber im Kapselhotel gab es lockere Freundlichkeit.
Kapselhotel! |
Wir haben unsere Sachen und Weibchen Nummer 1, das sehr müde war, im Hotel zurückgelassen und sind Essen und spazieren gegangen. Dort war meine erste schicksalhafte Begegnung mit Yoshinoya, die bekannteste(?) japanische Fastfoodkette, wobei der Begriff Fast-Food der Qualität des Essens Unrecht tut. Das erste Gericht, das ich gegessen habe, war gyudon, also nur Fleisch, Zwiebel und Reis und das hat schon sehr gut geschmeckt. Erst zwei Tage später habe ich was neues dort ausprobiert, mit Sesam und eine etwas pikanteren Soße, das sich zu meinem neuen Lieblingsessen etabliert hat. Und ich kenne den Namen immer noch nicht.
Nach dem Essen sind wir zum Skytree gelaufen, was an sich schon super war. Noch besser war der goldende Popel, der in der Distanz zu sehen war. Auf dem Weg dorthin fällt auf, wie japanische Häuser, die genauso Mauern, Dächer und Fenster und Türen haben wir anderswo auch abwechslungsreicher als zum Beispiel in Deutschland und viel sympathischer vor allem im Vergleich zu Deutschland wirken. Es ist einfach eine Freude, durch die Straßen zu laufen. Deutschland hat die besten Voraussetzungen, um superschöne Nachbarschaften zu haben, die Häuser hier sind aber die häßlichsten auf der ganzen Welt und keiner darf davon abweichen, weil sich dann die Nachbarn beschweren, dass das Haus des anderen mit dem "idyllischen" Bild in ihrem Kopf nicht übereinstimmt. Dann wird irgendeine seit Hitler bestehende Hausgleichschaltungsbehörde eingeschaltet, um jeden guten Geschmack zu unterdrücken.
Japan! |
Nach dem Skytree-Besuch sind wir zurück zum Hotel, um Weibchen Nummer 1 abzuholen und haben eine oder mehrere Bahnen nach Shinjuku genommen. Dort gab es scheinbar nicht so viele Leute wie in Shibuya aber genug, damit an einen Fußgängerübergang eine so große Menschenmenge uns entgegenkam, dass beim loslaufen Weibchen Nummer 1 sich zu mir dreht und sagt "Ich habe Angst". Lichter, Läden, Panchiko, wir versuchen es nochmal auf der anderen Seite des Bahnhofs auf der Suche nach einem Laden, wo wir was trinken können. Dort sind wir durch ein Rotlichtviertel, in dem das neue Yakuza / Ryu ga gotoku beworben wurde. Es sind hier zwei Dinge anzumerken. In fühle mich auf einer ätherischen Ebene zu Rotlichtviertel hingezogen und laufe jedesmal instiktiv hin. Und rotes Licht ist hier metaphorisch zu verstehen, weil in Japan alles mit sehr vielen sehr unterschiedlichen Lichtern, ohne Zurückhaltung beleuchtet wird.
Dann sind wir zurück zum Bahnhof und gleich daneben gab es ein Netz aus Straßen, die nicht mal halb so breit wie die Bürgersteige in Polen waren und wo gerade noch zwei Leute nebeneinander laufen konnten. Man kam sich vor wie in eine Ameisenkolonie. Alle zwei Meter ein Laden, der groß genug ist, um 5 Leute unterzubringen, vielleicht sogar 6 oder 7, wenn man Glück hat. Alles voll! In einem wollten wir nicht rein, weil da geraucht wurde, in einem anderen wollten sie uns nicht, wahrscheinlich, weil wir Ausländer sind. Irgendwann haben wir einen gefunden, sind ins obere Geschoß und haben uns an einem Tisch am Fenster mit einer Sichtweite von 1,5 gedrängt. Dort gab es sehr leckere und viel zu teure Spieße und Bohnen und schlechte Getränke. Geil!
Gassen! |
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