Samstag, 23. August 2008

The Bourne Conspiracy

In den Reviews, die ich gelesen habe, steht, daß The Bourne Conspiracy ein mittelmäßiges Spiel ist. Einem wird gesagt, daß es nichts besonders raffiniertes macht, die Gegner-KI arm ist, das Spiel abwechslungsarm und das Gefühl der Bourne Filme nicht rübergebracht wird. Das alles stimmt. Nach den selben Maßstäben müssten aber Uncharted, Gears of War, Rainbow Six und ähnliches Wertungen zwischen 4 und 6 Punkten aus 10 bekommen (ich lese nur Eurogamer und Edge).

Die Geschichte wird mit Ausschnitten aus dem Film erzählt, die mit vorberechneter Grafik neugemacht wurden. Wie in Naruto fehlen so große Teile der Geschichte, daß sie ungenießbar ist. Wenn man den ersten Film nicht gesehen hat, dann sollte man das zuerst nachholen, weil der Film großartig ist und nicht vom Spiel verdorben werden darf.

Der Spieler übernimmt die Rolle von Bourne in Actionsequenzen des Films und Flashbacks von Missionen, die es im Film nicht gab. Das Gameplay besteht aus Schießereien und Prügeleien, wobei man automatisch von einem zum anderen wechselt, wenn man sich in die Nähe eines Gegners begibt. Das heißt aber nicht, daß die Gegner, die nicht im Nahkampf involviert sind, aufhören zu schießen.

Don't mess with the Jason
Die Schießereien laufen wie in Rainbow Six oder Gears of War ab. Spieler und Gegner benutzen Deckung. Die Gegner bewegen sich meistens recht wenig. Das heißt, während sie sich in Deckung befinden, weiß man genau, wo sie wieder auftauchen werden und kann schon mal in die richtige Richtung zielen. Der Ablauf ist weniger ein Kampf gegen eine künstliche Intelligenz und hat mehr mit dem Lösen eines Rätsels zu tun, bei dem man herauszufinden versucht, welche Deckung man in welcher Reihenfolge nimmt. Zerstörbare Objekte sorgen manchmal dafür, daß es weniger gemütlich wird. Die Energie lädt sich nach einer Weile von alleine wieder auf.

Die Nahkämpfe sind vernünftig implementierter Standard und nichts mehr. Es gibt eine Blocktaste zum blocken, einen leichten, schnelleren Angriff und einen stärkeren langsameren, die sich in Dreiercombos beliebig kombinieren lassen. Man kämpft immer nur gegen einen Gegner. Wenn ein weiterer versucht, sich einzumischen, dann wird ein QTE ausgelöst, dessen erfolgreiches Abschließen ihn dazu bringt, für ein paar längere Sekunden Ruhe zu geben.
Dazu gibt es eine Special-Taste. Eine Special-Leiste füllt sich auf, wenn man Gegnern Schaden zufügt. Ab einem bestimmten Punkt kann man auf die Special-Taste drücken, womit ein QTE ausgelöst wird, wobei man mit jedem Tastendruck einen Gegner ausschaltet. Das funktioniert sowohl in Schießereien wie auch im Nahkampf und hat mehrere Vorteile. Es hilft aus ausweglosen Situationen oder bei knappen Zeitlimits von denen es drei oder vier gibt und sieht cool aus, vor allem wenn im Nahkampf die Umgebung miteinbezogen wird.

Die Regie der Actionsequenzen imitiert dabei die Regie der Filme und übertrifft die der letzten zwei, weil sie alles macht, was in den Filmen richtig gemacht wird, und als Bonus kann man erkennen, was auf dem Bildschirm passiert. Wo zum Geier kommen all die guten Regisseure in Videospielen her?

Jason burning Rom
Bei den Animationen gibt es ein heftige Diskrepanz. Die meisten sehen gut aus, vor allem die Motion-Capture Animationen der QTE. Auch beim rumlaufen und schießen ist alles gut animiert. Die Animationen der normalen Schläge im Nahkampf sehen aber marionettenhaft aus. Was mir sehr sehr gut gefällt, ist daß der Block strenggenommen kein Block sondern Verteidigung ist und für jeden Angriff gibt es eine entsprechende Verteidigungsanimation, die auf den Angriff abgestimmt ist. Das gibt es meines Wissens in keinem anderen Spiel. Vom künstlerischen Standpunkt gesehen sind diese Animationen leider trotzdem schwach. Ich vermute mal, daß sie das Timing der Angriffe unabhängig von der Animation für alle Kämpfer gleich haben wollten und die Künstler ihre unterschiedliche Animationen in ungeeignete Timingvorgaben reinpressen mussten.

Die Grafik ist sonst okay. Die Designer haben sich keine richtigen Patzer geleistet aber es gibt kaum Szenarien, die ich richtig ansprechend nennen wurde. Etwas zu grau das ganze. Der Sound kracht sehr schön und verdient eine laute Anlage. Der Höhepunkt dabei sind die vorbeifahrenden Züge.

Das Spiel versucht keine Spieldesignmeisterleistung zu sein, das ist schon mal klar. An welchen Maßstäben soll es dann gemessen werden? In Trailern versuchen die Entwickler es so zu verkaufen, daß man sich so fühlt, als ob man Bourne wäre. Das Vorhandensein der Schießereien und das Fehlen von Spionagekniffen machen das kaputt. Klappt es, den Spieler sich wie ein Bad Ass Mofo fühlen zu lassen? Nah dran aber soviel der coolen Sachen laufen über QTEs, daß man sich nicht gut genug mit den Geschehnissen auf dem Bildschirm verbunden fühlt.

"Nah dran" ist das Motto von The Bourne Conspiracy. Das Spiel war aber billig und kurz genug, daß ich weder meinem Geld noch meiner Zeit hinterherheule. Es war zuende, kurz bevor es langweilig wurde. Empfehlen kann ich es trotzdem nicht, schon alleine deswegen, weil es mit 30 FPS läuft.

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