Wir leben in einer Zeit, in der grundlegende Entscheidungen im Spieldesign grundsätzlich falsch getroffen werden. Anders kann ich mir nicht erklären, daß ich mich nicht freuen kann, wenn das Remake des vermutlich besten Castlevanias angekündigt wird. Mein erster Gedanke ist nicht "Wie geil Alde!" dicht gefolgt von "Ich habe Hunger. Was soll ich essen?" sondern "Wie werden sie es wohl versauen?"
Castlevania: Dracula X Chronicles ist hauptsächlich ein Remake des PC Engine Spiels "Rondo of Blood". Als Bonus gibt es die emulierte Version von Rondo of Blood und eine Portierung von Symphony of the Night aka "der Ursprung alles Schlechten in der Castlevania Serie" (dUaSidCS). Rondo of Blood ist das letzte klassische Castlevania in der Serie, bevor dUaSidCS Rollenspielelemente, InGame-Menüs, Gayness und nichtvorhandenes Leveldesign eingeführt hat.
IGA sagt also in Interviews, daß er nach dem Erfolg der GBA/DS Folgen mal ausprobieren wollte, wie das PSP Publikum auf ein Castlevania reagiert und gleichzeitig wollte er dem westlichen Publikum Rondo of Blood geben, was nie offiziell außerhalb Japans erschienen ist. Was kann also schief laufen?
Das Remake ist häßlich und läuft mit der Hälfte der Framerate. Letzteres könnte auch ein Grund sein, warum es um geschätzte 30% langsamer läuft. Die emulierte Version des alten Spiels hat einen schlechten Zeichenalgorithmus, der das komplette Bild bei jeder Scrollbewegung mit einer Art Schatten belegt, der das Bild dunkler macht und das Erkennen von Objekten erschwert. Schwierig zu beschreiben aber es macht das Spiel stellenweise unspielbar. DUaSidCS taugt sowieso nur als Soundtracklieferant.
Was zum Henker denken sie sich dabei, die Grafik in 3D neu zu machen? Gibt es irgendein gutes, richtiges 2D-Spiel auf einer modernen Konsole, das gefloppt ist, oder woher wissen alle, daß das einfach nicht geht? Vor allem in der Castlevania Serie haben sich die 2D Spiele gut genug verkauft, daß jedes Jahr ein neues auf dem DS kommt und die 3D Spiele schlecht genug, daß keine mehr erscheinen. Die PSP ist offensichtlich nicht in der Lage, selbst bei einer Kamera mit fester Entfernung die Objekte so mit Texturen einzukleiden, daß das Bild nicht fürchterlich pixelig wird. Bei einem langsamen Spiel wie Castlevania hat man alle Zeit der Welt, Texel einzeln nachzuzählen.
Machen diese Sünden das Remake kaputt? Nein. Da das Spiel keine Diagonalen Eingaben verlangt, ist es sogar mit den PSP Bedienelementen, die direkt aus der Hölle kommen, vernünftig zu spielen. Die Animationen sind, wenn man sich an den Gang von Belmont gewöhnt hat, gut genug und das obwohl das Spiel die Bewegungen eines 2D-Spiels imitiert. Wie schlecht das aussehen kann, sieht man in Street Fighter 4. Das Design des Hauptcharakters ist modernisiert, ohne völlig in die Gayness der Castlevanias der letzten 10 Jahre zu verfallen (siehe auch die Neuinterpretation des Belmonts in Castlevania Judgement).
Ich hätte nur gern wieder ein flüssiges 2D Spiel, das besser aussieht als Earthworm Jim vor 14 Jahren ausgesehen hat.
3 Kommentare:
Ich kann zu Castlevania wenig sagen, weil ich die Reihe seit Anbeginn der Zeit ignoriert habe, allerdings wollte ich zum Schatten und der Verdunklung des PSP etwas beisteuern bzw. fragen: Bist Du Dir sicher, daß es an einem Zeichenalgorithmus liegt, der das Bild verdunkelt oder ist es nicht doch eher der Bildschirm, der nachzieht? Ich hatte versucht, Phantasy Star 4 auf der PSP in der Sega-MD-Collection zu spielen und da wird der Bildschirm regelmäßig um 50% dunkler (was mich letztendlich zum Beenden des Spiels veranlasst hat), wenn sich der Hintergrund bewegt. Meine Beobachtung/Interpretation war, daß durch die geringe Farbauswahl beim MD dunklere Farbtöne gleichzusetzen waren mit "helle Pixel durchsetzt von schwarzen Pixeln". Was beim PSP dazu führt, daß wenn die vielen schwarzen Pixel einer dunklen Farbfläche sich über die Hintergrundverschiebung bewegen, sie einen Schatten nachziehen und somit nicht nur (Hausnummer) 30% (gewollt) dieser zu sehen sind, sondern sie sich ungewollt auf 60% erhöhen.
Das fällt vor allem bei 2D-Titeln auf und im speziellen Retro/Emus, bei neueren Titeln ist das Nachziehen jedoch auch immer zu beobachten, selten jedoch so störend. Interessant wäre, wenn die PS3 die Möglichkeit bieten würde, den Titel auf den TV zu bringen. Das würde letztendlich klären, woran es liegt. Bleibt das Problem, ist es der Zeichenalgorithmus, ansonsten das schlechte Display. Aber IIRC geht das nur umgekehrt.
Was hast du gegen die Castlevanias mit RPG-Elementen? Das SIND andere Spiele, ja, aber deine Erörterung find ich etwas... verallgemeinernd.
Rondo of Blood ist doch irgendwie Müll; so kam es mir jedenfalls vor, als ich Dracula X Chronicles spielte. Man kann es auch mit der Schwierigkeit übertreiben und dass ein Belmont nicht völlig rumkrüppeln muss, zeigte Super Castlevania IV bereits damals ansatzweise. Danach erschienen ja RoB und Vampire's Kiss, von denen ich vor allem das letzte Spiel hasse wie die Pest.
Gut, jetzt hab ich irgendwie nur rumgeblat, aber ob du das Remake jetzt für ne gute oder ne schlechte Investition hältst, konnte ich auch nicht so ganz herauslesen.
Don:
Du hast vermutlich recht. Der Effekt scheint aber bei emulierten Spielen am stärksten aufzutreten, weil dort oft sehr harte Kontraste in schneller Abfolge existieren.
Mac:
Ich verallgemeinere gern. Was ich gegen Castlevanias mit RPG Elementen habe, sind die RPG Elemente. Ich finde es einfach nur albern, mitten in einem Endgegnerkampf eines Actionsspiels ins Pausenmenü gehen und den Fluß des Spiels unterbrechen zu müssen, um Energie oder Magie aufzuladen und solche Scherze.
Außerdem ist es in jedem dieser Spiele und vor allem in Symphony so, daß man nach einem Zehntel des Spiels sich mit Potions im neuentdeckten Laden eindeckt und es auf einmal völlig irrelevant wird, was man im Spiel macht. Sterben ist dann unmöglich. Genaue Sprünge und Timing sind egal, deswegen wäre auch das Leveldesign für die Katz, wenn Symphony nicht solche Glanzleistungen hätte wie einen halben km geradeaus laufen oder 10 Plattformen links und rechts springen, ohne daß die Abstände und Positionen der Plattformen variieren und ohne daß es Feinde gibt.
Ich habe es gern, wenn ich mit 4-5 Treffern sterbe und sich daran nichts im Laufe des Spiels ändert. Das Leveldesign von Chronicles X verlangt nichts, was die Steuerung nicht kann, und hat keine Designpatzer, die sich Teil IV manchmal leistet wie unausweichliche instant deaths an einer Stelle.
Ich habe geschrieben, daß Chronicles X das vermutlich beste klassische Castlevania ist. Ob es jetzt das beste ist, will ich nicht sagen, weil ich die NES Teile und das erste Chronicles nicht gespielt habe und mich an die Mega Drive Variante nicht erinnern kann. Es ist auf jeden Fall ein gutes klassisches Castlevania. Wenn man sich nicht an der Framerate und er Pixeligkeit stört und klassische Castlevanias gut findet, dann kann man es kaufen.
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