Montag, 21. Juni 2010

Heavenly Sword

Ein Freund, der hier unbenannt sein soll, (Michael) hat mir empfohlen, Heavenly Sword zumindest anzuschauen, unter anderem weil es im Vergleich zu allen anderen Spielen auch Jahre nach dem Erscheinen mindestens eine Stufe weiter sein soll, was Mimik angeht. Entspricht das der Wahrheit? Ja. Wer ist schuld, daß ich das schlechteste Spiel, das ich in den letzten paar Jahren durchgespielt habe, durchgespielt habe? Ich, weil ich meinen Zwang nachgegangen bin, die Sachen, die ich anfange, auch zuende zu bringen? Michael, weil er mich nicht gewarnt hat? Die Entwickler, weil sie auf der Ebene der Erzählung einen starken Anfang machen, um später stetig weiter zu sinken? Itagaki, weil er nicht schnell genug Spiele rausbringt, damit ich nicht mal auf die Idee komme, anderes auszuprobieren? Die positive Seite ist, daß ich meine Lektion gelernt habe und MadWorld nicht erlaubt habe, mehr als 8 Euro und eine gute Stunde meiner Zeit zu verbrauchen. Falls mir jemand die UK-Version von MadWorld für 10€ abkaufen will, bitte bescheid sagen.

LICHTEFFEKTE, ASSEMBLE!

Das Spiel fängt am Ende an und Nariko stirbt, weil sie das heilige Schwert benutzt hat, um ihren Clan zu beschützen. Das Schwert verleiht dem Träger unglaubliche Kräfte, nimmt ihm aber auch die Lebensenergie. Nariko hat es auf sich genommen, einerseits weil sie tapfer ist, andererseits weil sie sich als Frau beweisen will. Nicht schlecht, oder? Leider ist der Rest der Welt mit eindimensionalen Charakteren gefüllt, die die schlimmsten Klischees aus asiatischen Filmen und überschwengliche Dramatik an den falschen Momenten mitbringen. Den Autoren fehlt das Rückgrat, weil sie keine Konsequenz zeigen und wichtige Entscheidungen einfach zurücknehmen. Die Sprachaufnahmen sind nervig, gleich zweimal wenn sie während der Endkämpfe in Form von zufällig eingespielten Sprachsamples kommen mit (lustigen? atmosphärefördernden? spannenden?) One-linern der Form "Du hast keine Chance gegen mich. Ich werde dich töten!" Am Ende lernen wir, daß Frauen genauso gut wie Männer sind, aber auch nur wenn sie sich an den Maßstäben der Männer messen und in einem Bikini mit Stofffetzen rumlaufen. Die Geschichte nimmt sich ernst und ist bescheuerter als Space Channel 5.

Was die Spielbarkeit angeht, das einwandfrei funktionierende System aus Kung Fu Chaos wurde verworfen und mit Stances ersetzt bei denen man manchmal automatisch block, wenn man nichts tut, und manchmal nicht und manchmal kann man schwere Schläge mit einer Taste kontern und manchmal nicht. Die Reversals werden mit dem selben Tastendruck wie ein Schlag ausgelöst, müssen aber zum richtigem Zeitpunkt gedrückt werden. Das heißt, wenn man auf die Tasten hämmert, dann hat man eine bessere Chance beim eigenen Angriff auch einen Schlag des Gegners zu kontern als wenn man es bewußt versuchen würde.

Brrr? Nein? OK!

In einem Interview mit dem Genji-Entwickler, das ich jetzt nicht suchen werde, hat er gesagt, daß der Grund, warum die Framerate im Vergleich zum Vorgänger halbiert wurde, der war, daß Sony im ersten Jahr der PS3 ihre eigene Partner gedrängt hat, die Grafik so beeindruckend wie möglich zu machen, um die Konsole als die Hardware mit der größten Leistungsfähigkeit zu etablieren. Heavenly Sword ist das ruckeligste Prügelspiel aller Zeiten, hat Animationen mit sehr üblem Skating, eine große Anzahl an Gegnern und ist quasi unlesbar. Die Entwickler scheinen es gewußt zu haben, deswegen wird die Kategorie der Gegnerangriffe mit einem farbigen Furz signalisiert, damit man weiß, welche Taste man für ein Reversal zu drücken hat. Die farbigen Furze im Zusammenspiel mit den Stances im Zusammenspiel mit den verschiedenen Tasten für Reversals ergeben einen Matsch an Abhängigkeiten, die bewußte Verteidigung unnötig lästig machen. Also hämmert man auf die Tasten, versucht zu erkennen, was auf dem Bildschirm läuft, versucht, das übersteuert grelle Licht zu ignorieren und die zu schnellen QTEs zu bewältigen.

Uuuuuuund... wir haben den zweiten Geburtstag des Blogs. Glückwunsch, Blog! Mal sehen, ob du noch lang genug lebst, den dritten zu sehen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

>Heavenly Sword ist das ruckeligste Prügelspiel aller Zeiten

Ruckeliger als Golden Axe Beast Rider/PS3(360 habe ich nicht gespielt)?

Pasco hat gesagt…

Weil ich Golden Axe nicht live gesehen habe, habe ich aus Neugier hier geschaut.

"However, the real dividing factor is the frame rate. On Xbox 360, the developer has a stab at taking on a 720p 60fps update. By and large, it is successful, albeit at the cost of some ugly screen-tear. PS3 on the other hand tears even more badly, and has a massively variable refresh-rate to boot.
"

Die PS3 Version könnte also mit Heavenly Sword konkurrieren, allerdings glaube ich nicht, daß sie es schafft, weil HS nur dann die konstanten 30 FPS erreicht, wenn die Planeten unseres Sonnensystems sich in einer Reihe aufgestellt haben.