Sonntag, 1. November 2015

Japan Reise - Mittwoch 1. April 2015

Es war Morgen in Nagano, der Himmel war grau und es tröpfelte. Wir haben den Bus genommen, um die Schneeaffen zu sehen. Weibchen Nr. 1 hat die Fahrtstunde genutzt, um noch mehr zu schlafen. Ich habe sie genutzt, um immer noch verblüfft zu sein, wie man auf der linken Straßenseite fahren kann, und um die Landschaft zu bewundern. Japan sieht immer noch so aus, als ob sie auf dem selben Planeten wie Europa wäre, und trotzdem fühlt man sich zu einer Paralleldimension transportiert.
Vom Bus abgestiegen ging es ständig aufwärts. Zuerst sind wir ein ganzes Stück gelaufen, dann kam ein Laden als Zwischenstopp, den wir ignoriert haben, ich es aber nicht hätte tun sollen (Deutsch ist toll). Das Tröpfeln hat aufgehört aber unser Weg hat kein Asphalt mehr gehabt. Es gab immer noch Pfützen und Matsch und ich hatte als einziger Schuhe, die überhaupt nicht für Nässe geeignet waren. Meine Jackenkonfiguration war auch so, dass es mir entweder zu kalt war, wenn ich die große Jacke ausgezogen habe, oder zu warm. Hmpf!

Wir liefen also ein Stück, andere Leute sind uns entgegengekommen, wir haben sie dem Berg runtergetreten (haben wir nicht), irgendwann kamen wir an einer Reihe von Gebäuden an, deren Zweck mir bis zum heutigen Tag nicht klar ist. Es hat ausgesehen wie ein verlassenes Dorf aus einem japanischen Rollenspiel, wobei ein Dorf in japanischen Rollenspielen natürlich nur aus 4 Häusern besteht. Obwohl der Weg täglich wahrscheinlich von hunderten von Leuten begangen wurde, hat es niemand für nötig gehalten, die Gegend "aufzuräumen". Es gab ein in den Boden gesenktes Auto, das dort wahrscheinlich seit Jahrzehnten festsitzt. Soviel Unaufgeräumtheit habe ich in Japan nie gesehen. Von dort aus haben wir die ersten Affen gesehen.

Nur vier Häuser.
An einem Souvenir-Laden vorbei haben wir ein großes Areal und das Ende unseres Spaziergangs erreicht. Entweder sind wir zum richtigen Zeitpunkt gekommen, als sie gefüttert werden, oder sie werden ständig gefüttert. Auf jeden Fall sind wie ein Schwarm von Raketen aus Macross aus jeder Richtung gekommen, um zu essen. Ein paar haben ein Bad im dampfenden Mineralquellwasser genommen. War cool!

Affen im Schnee.
Ich weiß nicht warum aber in Japan habe ich eine amerikanische Übervorsichtigkeit im Bezug auf Gefahren erwartet, damit ja keiner verklagt werden kann, aber sowohl hier wie auch in Naara, sind die Tiere frei zwischen den Menschen ohne Barrieren gelaufen, den Menschen wurde zugetraut, keine Dummköpfe im Umgang mit den Affen zu sein und sie haben sich daran gehalten. Dabei sind die Affen nicht ungefährlich. Es gab Hinweisschilder, dass man sie nicht füttern darf und nicht in die Augen schauen darf. Den Besuchern wird klargemacht, dass die Affen für die Menschen keine Zuneigung empfinden (können), für sie sind die Menschen einfach da. Man darf nichts machen, dass die Affen einen als Gefahr interpretieren können.

Es gibt dort auch eine Webcam, die ich irgendwann nachschauen muss. Nachdem wir dort unseren Spaß hatten, sind wir zurück zum Souvenir-Shop, wo es das coolste Bild ever gab. Auf dem Weg zurück haben wir den kleinsten Traktor mit Frontlader der Welt gesehen (der kein Spielzeug war) und die Dämonenziege. Es war keine echte Ziege sondern ein Tier, das der Gegend eigen ist und in Europa nicht existiert glaube ich. Es war schwarz, hat uns ein paar Minuten aus der Ferne verfolgt, auf uns herabgesehen, wissend, wann der Todestag von jedem von uns ist.

Noch mehr Matsch!

Best Bild ever! (BBE)
 
Beim Laden angekommen, den wir vorhin ignoriert haben, haben wir gemerkt, dass sie Stiefel mieten, was eine gute Idee wäre, wenn ich das schon auf dem Weg nach oben gesehen hätte. Die Reise hatte einige "wenn ich das bloß früher gewusst hätte"-Momente.

An der Bushaltestelle haben wir einen von einer Schulklasse(?) in Englisch erfassten Hinweise gesehen, der erklärt hat, dass Japaner traditionell ihren Müll mit nach Hause nehmen, deswegen gibt es kaum Mülleimer und man soll bitte den Müll nicht auf dem Boden schmeißen, danke! Damit ware es offiziell. Ich und Weibchen Nr. 1 haben eine Weile dort gewartet. Freund Nr. 1 und Weibchen Nr. 1 sind noch nicht genug gelaufen, wollten ein Stück des Weges runterlaufen, zu einer Zwischenstation um einzukaufen und dann einen Zug zurücknehmen.


Dämonenziege.
Abends wird es dunkel und wir machen uns auf, um Nagano noch etwas besser kennenzulernen und was zum essen zu finden. Diesmal sind wir nicht zu irgendwelchen Nachbarschaften im abseits, um Yoshinoya zu finden, sondern sind durch das Zentrum der Stadt gelaufen, die hübscher und interessanter ausgesehen hat und komplett tot war. Kaum Leute auf der Straße. Nachdem wir eine Weile lang auf einer Hauptstraße Richtung Haupttempel gelaufen sind und abzusehen war, dass wir in diese Richtung nichts zum essen finden werden, sind wir in einen Fußgängerweg abgebogen, der auf der Karte als "Arcade" bezeichnet war. Ich war neugierig, was das heißt.

Es heißt, es gibt eine Reihe von Fußmassage-Läden, wobei ich mir nicht mehr sicher bin, ob nur Füße massiert wurden, weil dann eine Reihe von Girl Cafes kamen. Ich erklärte Weibchen Nr. 1, was ich darüber durch meine Erfahrungen mit Ryu ga gotoku weiß. Am Ende des Rundgangs war noch ein Boy-Cafe, das eine Gallerie von Gackt-Klonen zum auswählen hatte. Zwei Mädchen in superschick angezogen gingen dorthin. Das hat so ausgesehen, als ob es denen wichtigen war, den Gackt-Klonen zu gefallen. Faszinierend! Weibchen Nr 1 fand kein Gefallen am Aussehen der Gackt-Klone, Weibchen Nr 2 schon. Mein Beileid an Freund Nr 1.

Zurück in die Nähe von Bahnhof/Hotel haben wir noch eins der wenigen Restaurants erwischt, das noch offen war. Ich habe Calamari genommen, das ist in einer leckeren / interessanten / undefinierbaren Soße getaucht war, die trotzdem nicht so gut wie einfache Zitrone geschmeckt hat.

Danach war spät, also schlafen.

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