Sonntag, 18. Oktober 2015

Japan Reise - Montag 30. März 2015

Aufwachen! Eine Kleinigkeit bei Seven-Eleven kaufen! Zug! Kyoto! Bus!

Bus.

Busse ... echt! Erstmal, warum sind sie so voll? Warum brauchen die Drei-Viertel Stunde, um ein Viertel der Runde der Stadt zu machen? Das hat auf der Karte gar nicht nach so viel Weg ausgesehen. Warum zeigen die Passagiere ihre Tickets beim aussteigen und nicht beim einsteigen? Und die Busfahrer! Ich mein ... die Busfahrer. Die Busfahrer sind das allerbeste in Japan. Vielleicht sind die Busfahrer in Japan das beste auf der Welt. Nicht die besten Busfahrer sondern einfach das Beste überhaupt.

Was passiert, wenn man sich einer Busstation nähert?

Auf einer elektronischen Anzeige steht der Name der nächsten Station. Ein sanfte weibliche aufgenommene Stimme klärt uns über den Namen der nächsten Station auf. Sie sagte den Namen, noch irgendwas japanisches dazwischen und dann den Namen nochmal. Man fühlt sich in Samt eingehüllt. Dann kommt der Busfahrer und sagt den Namen der Station nochmal. Und dann steigen die Passagiere aus, stecken ihre Tickets in den Automaten und der Busfahrer bedankt sich überm Lautsprecher bei jedem einzelnen.

- Arigato gozaimasu

- Arigato gozaimasu

- Arigato gozaimasu

- Arigato gozaimasu

- Arigato gozaimasu

Sagen wir mal bei jeder Station steigen etwa 5 - 10 Leute aus und wir haben bis zum goldenen Tempel 20 Stationen. Bis wir angekommen sind, haben 150 mal "arigato gozaimasu" gehört. Aber das ist noch nicht alles!

Das beste, das absolut beste, ist wie der Typ das ausgesprochen hat. Es war eine Kombination von Langeweile und "die Welt aufgegeben haben", die in so einem krassen Kontrast zur teils  aufgeweckten, teils zurückhaltenden Freundlichkeit des Rests von Japan ist, dass ich immer noch dauerhaft grinsen muss. Es kommt noch besser. Die erste Silbe war fast noch normal ausgesprochen, dann hat alles, was nach dem ersten "A" kam einen steten und bestimmten Anstieg an Langeweile und einen Fall in der Lautstärke erfahren. Es war so, als ob im Laufe des "arigato gozaimasu" eingeschlafen ist, er sich beim nächsten A wieder etwas gefasst hat und dann wieder eingeschlafen ist. 150 mal! Merkt man, dass ich das Tagebuch nur geschrieben habe, um bis zu dieser Stelle zu kommen? Der ganze Rest des Texts begleitet nur dieses Kernstück.

Was in Kyoto ebenfalls aufgefallen ist, ist dass Ampeln, wenn sie umschalten Vogelzwitschern oder irgendwelche Töne abspielen. Ich weiß nicht, was die bedeuten. Ich weiß nur, dass in Kyoto bis zu drei gleichzeitig und nicht aufeinander abgestimmt abgespielt werden. Das ergibt eine Kakophonie, die keinen anderen stört aber mich zum lachen bringt und ich will das ganze Zeug plus Busfahrer, wenn ich mir irgendwann mal Zeit nehme zu einem easy-listening Musikstück kombinieren.

Ich habe nur ein Bild vom Tempel, wo er zu groß im Bild ist (das hier) und eins, wo er zu klein ist. Und eins, wo er unvollständig ist.
Der Besuch des goldenen Tempels war cool. Dabei mag ich kein Gold und den Tempel fand ich auch nicht besonders schön. Die Gegend drum herum mit dem See, die Pflanzen und die Koi-Fische waren ein exzellentes Beispiel geschmackvoll "gepflegter" Natur. Ich kann nicht genau ausmachen, was dort von Hand gemacht wurde aber letztendlich hatte man das Gefühl, von Schönheit umgeben zu sein. Ich würde gern wissen, wie es ist, dort nachts durchzulaufen, oder allein statt durch die Menschenmengen. Ein schöner Touch waren die Eintrittstickets, die quasi zu große Papiere mit kalligrafischen Riesenzeichen drauf waren.

Eintrittskarten.
Raus vom Tempelgelände, zurück zur echten Welt, zum Zug, der uns zum Bambuswald bringt aber zuvor sehen wir ein Yoshinoya und nutzen die Gelegenheit, um zu essen. Nach dem letzten Besuch klebte ein Reiskorn auf meiner Hose und ich habe mich geweigert, es weg zu machen, was Freund Nr 1 unglaublich genervt hat, deswegen habe ich diesmal mit Absicht ein Reiskorn drauggeklebt.
Bei auf der Straße aufgestellten Karten ist es in Japan so, dass die obere Seite nicht Norden ist sondern die Richtung, in die man schaut. Was man als allererstes macht, wenn man noch zusätzlich eine Karte in der Hand hat, ist, sie so auszurichten, dass man eine Übereinstimmung hat. Es war nicht trivial den Bambuswald zu finden aber wir haben es geschafft. Es hat geholfen, dass die Menschenmassen sich auch in die Richtung bewegt haben.

Reiskorn.
Durch den Wald gehen, war super. Es war mit Zäunen abgetrennt und die endlosen Bäume haben Eindruck gemacht. Das erscheint auch etwas zu sein, dass viel mehr Eindruck gemacht hätte, wenn man alleine durchgehen würde und es ruhig wäre. An einer Stelle war der Zaun offen und ich habe versucht mich zu verstecken wie es oft in Kämpfen zwischen Ninjas (in Ninja Scroll?) passiert, hatte aber keinen Erfolg damit. Also habe ich ein paar erotisch angehauchte Fotos machen lassen.

Während wir liefen, erwähnt Freund Nr 1, dass er gehört hätte, dass zwei Mädchen griechisch gesprochen hätten. Also schreie ich zu ihm "ΑΕΙ ΓΑΜΗΣΟΥ ΡΕ ΜΑΛΑΚΑ" (Komm, fick dich du Wichser), was einfach eine zufällig ausgewählte Phrase mit den am meisten benutzten griechischen Wörtern ist. Die Mädchen drehen sich und fragen, ob wir Griehen wäre und überhaupt nicht, ob wir wahnsinnig sind. Scheint so, als ob die eine dort leben würde und die andere sie aus Schottland(!) besuchen würde.

Ich habe versucht mich Ninja-mäßig im Wald zu verstecken aber es gibt wohl kaum einen Wald, bei dem es noch schwieriger ist, sich zu verstecken.
Freund und Weibchen Nr 2 hatten einen weiteren Tempelbesuch im Plan. Weil wir zu wenig geschlafen haben und den ganzen Tag unterwegs waren, haben Weibchen Nr 1 und ich entschieden, uns währenddessen zu entspannen. Nach einem auf der Karte kurzaussehenden und sich in der Realität lang anfühlenden Marsch, sind wir zu einem Starbucks gekommen und haben zuviele dieser Frappuccino Eis Dingens getrunken. Weibchen Nr 1 hat mal wieder bewiesen, dass sie ihre Gier nicht zügeln kann, wenn ihr irgendwas richtig gefällt. Das gilt auch für den Sex mit mir.

Anschließend haben wir uns an einem Ende des kaiserlichen Parks getroffen. Früher war das eine Art kaiserliche Stadt oder Kommune oder wasweißich, wo alle, die dem Kaiser unmittelbar gedient haben, aufgehoben waren. Mir wäre es lieber, wenn die Gebäude von damals immer noch da wären, so dass ich mich mit meinen Ninja Seil von Dach zu Dach befördern kann, Tenchu-Style. Der Park hat nichts bemerkenswertes gehabt, der Zugang zum zentralen Gebäude war zu, aber es war ein netter Spaziergang. Wir habe einen Pause in einem Spielplatz gemacht und ein 8jähriges Mädchen gebeten, dass sie ein Foto von uns auf der Wiege macht, wo wir unser Gewicht Paar gegen Paar verglichen haben. Das Mädchen konnte das beste Englisch, das wir in unserer gesamten Reise in Japan begegnet sind und konnte sogar auf Englisch rückwärts zählen.

Es wurde dunkel und wir haben uns zur Ausgehgegend von Kyoto begeben. Dort war es so voller Leute, dass wir uns einmal verloren haben. Es gab ein bißchen abseits einige Straßen mit Reihenrestaurants, die so identisch ausgesehen haben wie Nachbarschaften mit Reihenhäusern. Die Menüs waren der Hauptunterschied dazwischen, wobei die wiederum auch eine Gemeinsamkeit hatten und zwar, dass sie alle teuer waren.

Das Bild gefällt mir sehr gut, obwohl es verwaschen ist.
Am Ende unseres Fußwegs sind wir bei an einem Tempel angekommen, in dessem Gelände ein Basaar stattgefunden hat. Es gab haufenweise kleine japanische Spezialitäten. Ich kann mich an mit Fischstückchen bestreute Tintenfischbällchen oder so ein Schrott erinnern, der nicht mal schlecht geschmeckt hat. Dann haben wir noch was verhältnis konventionelles gegessen, an das ich mich nicht erinnern kann und dann haben wir noch einen Bus mit einem nur geringfügig weniger gelangweilten Busfahrer genommen, der uns zum Bahnhof gebracht hat. Kurz davor sind wir an einem Gefährt vorbeigefahren, das ich jetzt versuche zu beschreiben. Fotos habe ich leider nicht machen können. Es war ein mit Billigplastik erweitertes Ding, zwei mal so lang wie ein normales Auto und eine Mischung aus Auto, Boot und Raumschiff mit einem futuristischen Charakter, wie man das "futuristisch" vor einem halben Jahrhundert sich vorgestellt hat. Das Design könnte aus der ursprünglischen Doctor Who Serie stammen. Es war mit Disco-lichtern besetzt und es hat laute schlechte Techno Musik gespielt. Ja, ich weiß. Techno kann gar nichts anderes als schlecht sein und das Wort "Musik" hinterherzuschieben ist zuviel Lob des Guten.

Ich hätte gern ein Foto oder am besten einen Film davon.

Wir sind nach Naara gefahren und haben geschlafen. Schlaf ist gut.

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