Mittwoch, 19. Mai 2010

Darksiders Demo

Manch einer könnte behaupten, daß ich anstrengend bin. Man könnte meinen, daß mein Leben viel angenehmer wäre, wenn ich mich damit abfinden würde, daß 30 FPS mit Framerateeinbrüchen alle paar Sekunden der neue Standard ist ...daß sich kaum einer daran stört und daß es in absehbarer Zukunft keine Besserung gibt. Aber wenn ich aufhören würde, darüber zu meckern, dann könnte ich genauso gut das Leben an sich aufgeben, den Glauben an das gute im Menschen und an der Liebe.

Für jeden Idioten, dem die God of War Serie übergeben wird und er daraus einen Ruckelscheiß macht, gibt es ein Bayonetta, das zwar genauso irritierende Charaktere hat, aber zumindest flüssig läuft und etwas neues mit dem Kampfsystem versucht. Für jedes Bungie, das seine Seele den nimmersatten MMO-Göttern des Verderbens verkauft, gibt es ein Respawn. Und für jedes Darksiders gibt es ein... keine Ahnung.

Ich kann Darksiders nicht böse sein. Ich weiß, wie es dazu kommt. Ein neues Studio macht ein großes Projekt ohne Filmlizenz. Das alleine ist risikoreich genug. Deswegen versucht man bekannte Mechanismen aus anderen Spielen, von denen man weiß, daß sie beliebt sind, in das eigene Spiel auf eine offensichtliche Art einzubauen, damit die potentiellen Käufer kein allzu mulmiges Gefühl haben, wenn sie ihr Geld ausgeben. Darksiders ist der Beweis, daß (geklaute) Ideen kaum was Wert sind ohne die feingeschliffene Ausführung.

Es ruckelt. Einerseits wirkt das Grafikdesign einigermaßen frisch, andererseits ist schon der Hauptcharakter häßlich und hat unmögliche Proportionen. Seine Schultern sind größer als sein Kopf und man sieht deutlich, daß keiner der Designer den Körper gezeichnet hat, bevor er ihn mit der Rüstung gekleidet hat. Unter dieser Rüstung kann sich kein menschlicher Körper befinden. Auch kein comichaft proportionierter.


In Darksiders gibt es Griffanimationen, die beeindruckende Finisher sind, so wie in God of War. Wenn man sie aber auf eine triviale Art und Weise 7 Mal in den ersten 2 Minuten auslösen kann, dann hat man sie schon satt. In Darksiders gibt es einen glänzenden Punkt, um Gegenstände in der Umgebung zu markieren, mit denen man interagieren kann, so wie in God of War. Wenn man aber Statuen hat, denen man das Schwert nehmen und anderswo einsetzen kann, und Statuen, die genauso aussehen aber ihr Schwert nicht hergeben, dann hat man ein Lesbarkeitsproblem, das auf einer anderen Ebene stattfindet als die Lesbarkeit, über die ich hier normalerweise meckere. Oft kann man in Spielen nicht verstehen, was passiert, weil die Entwickler nicht mit Kontrasten oder Bildschirmanzeigen richtig arbeiten oder weil der Bildschirm überladen ist. Hier kann man den Bildschirm "lesen", allerdings kann man nicht unbedingt deuten. Auch habe ich nach 15 Minuten der Demo vermutlich einen Schlüssel gefunden, der nicht nach Schlüssel aussieht, um eine Tür zu öffnen, die nicht nach Tür aussah sondern nach dunklem ...Zeug. Das war auch der Punkt, wo ich aufgegeben habe.

Die Animationen an sich sind okayisch, die Übergänge aber krude, wenn überhaupt vorhanden. Die Technik lässt auch sonst zu wünschen übrig. Ich habe mindestens eine Stelle in einem geschlossenen Raum entdeckt, wo der Schatten des Hauptcharakters von einer Lichtquelle geworfen wird, die unsichtbar ist und sich auf den Rest der Umgebung komischerweise nicht auswirkt. Der Gang, in dem ich gelaufen bin, war offensichtlich in Blöcken unterteilt, wobei jeder Block eine eigene und einzelne Lichtquelle für den Schatten hatte. Für einen Block in diesem Gang wurde die Lichtquelle vergessen, deswegen ist der eigene Schatten, während ich gelaufen bin, für ein Stück weggeploppt und kam später wieder aus dem Nichts in eine erneut willkürliche Richtung.

Für die kurze Dauer, die ich gespielt habe, war weder die Grafik befriedigend, noch die Animationen und auch nicht die Navigation, die Kämpfe oder das Lösen von Rätseln. Die Zutaten sind da aber keiner hat daraus ein Essen gekocht.

4 Kommentare:

smog hat gesagt…

Hi Pasco, stimme dir bei den 60 fps voll und ganz zu. Gibt es denn irgendwo eine Übersicht aller xbox360 Spiele mit Angaben zu den fps? Google hat mir da auf die Schnelle nix liefern können.
Misst du das selber? Am Monitor/Fernseher? Oder verlässt du dich da auf Herstellerangaben?

Pasco hat gesagt…

Hello,

die Spiele, die ich selbst habe, muß ich nicht messen oder nachschlagen. Ich kann zwischen 60FPS (mit Einbrüchen) und 30FPS (mit Einbrüchen) unterscheiden und das reicht mir. Für den seltenen Fall, daß ein Spiel nicht die meiste Zeit mit 60 läuft und auch nicht auf eine Obergrenze von 30 begrenzt ist, so daß die Framerate ständig schwankt, interessiert mich die genaue Framerate nicht, weil das dann das worst-case-scenario ist und das Spiel sowieso verloren hat (siehe God of War 3).

Um Framerates von Spielen nachzuschlagen, die ich noch nicht gesehen habe, schaue ich im beyond3d Forum nach und bei den eurogamer Vergleichen, zum Beispiel hier.

timtin hat gesagt…

Hi,
bin grad in der Mittagspause über dein Blog gestolpert und bin direkt mal eine Stunde dran kleben geblieben! Die Posts die ich gelesen habe waren informativ und unterhaltsam zugleich, was will man mehr?

Zu Darksiders:
"Unter dieser Rüstung kann sich kein menschlicher Körper befinden."

War/Krieg ist ja auch ein Reiter der Apokalypse mit nem feuer kotzenden Pferd und kein Mensch :)

Pasco hat gesagt…

Herr timtin,

freut mich, daß das Weblog hier dir Freude bereitet. Was man mehr will, ist, ein fertiges Spiel von mir sehen.