Ich bin der einzige Mensch auf diesem Planeten, der Splinter Cell Conviction gut fand. Blacklist ist noch nicht bereit, seine Modernisierung zu opfern, schafft es aber doch, ein Stück weit Richtung Wurzeln der Serie zu gehen. Man kann hier genauso gut wie im Vorgänger ohne großartig zu schleichen, sich als Rambo durch die Levels schießen. Der Unterschied ist, dass man fürs lautlose vorankommen mit (Erfahrungs)punkten belohnt wird. Um das zu schaffen, ist es sogar vorteilhaft, Bewußtlose oder Leichen oder bewußtlose Leichen zu verstecken, was im Vorgänger nicht möglich war. Yeah! Nur, dass man genausoviele Punkte kriegt, wenn man die Gegner mit Granaten tötet. Die Punkte sind dann nur einer anderen Kategorie zugeordnet, die sich, glaube ich, nicht auf das Gameplay auswirkt.
Okay.
Conviction hatte ein bißchen was von Sokoban die meiste Zeit, insofern, dass man in einem Raum die Abfolge der Aktionen geplant hat, bevor man irgendwas ausgeführt, hat. Dann gab es eine Gadget->Melee->Auto-Aim Combo, die in einem Zug den ganzen Raum gesäubert hat. Das war befriedigend. Blacklist ist noch etwas weniger struktuiert. Man kriegt nie soviele Auto-Aim Slots, dass es sich als spielbestimmendes Element des Systems herauskristallisiert. Stattdessen improvisiert man mehr und benutzt öfter eine größere Auswahl aus dem Werkzeugkasten. Dadurch, dass die zahlreichen Nebenmissionen die Gewichtung abwechselnd auf Ausschalten/Nicht-entdeckt-werden usw. legen, ergibt sich ein weniger fokussiertes aber größeres, abwechslungsreicheres Spiel. Das läuft zumindest so lange, bis man eine Waffe gekauft hat, die ich nicht nennen werde und die sich wie ein lautloser Raketenwerfer mit quasi unendlicher Munition verhält. Dann gerät die Spielbalance aus den Fugen. Die Waffe kann man sehr früh kaufen. Es ist am besten, wenn man nicht davon weiss.
Die Geschichte. Es ist quasi wie Mass Effect mit einem Flugzeug statt einem Raumschiff als Basis und mit einer Crew mit unterschiedlichen Charakteren, die doch eine Gemeinsamkeit haben, die ihnen hilft, ein Team zu werden: sie sind alle unausstehliche Zicken.
Dann vermute ich, dass die NSA Daten von jedem Entscheidungsträger der größten Spiel-Publisher gesammelt hat, und sie durch Drohungen zwingt, ihr teuerstes Produkt jeweils zu einem Stück amerikanischer Propaganda zu verwandeln. Selbst nach den offensichtlichen Schnitten mit den Folterszenen, die nach der E3 verschwunden sind und manche Entscheidungsszenen in so einer Art Limbo verlassen haben, wo manchmal keine Entscheidung zu treffen ist, aber das Spiel doch pausiert, bis X gedrückt wird, ist die Geschichte des Spiels nichts anderes als Werbung. Es feiert ununterbrochen den Weltpolizisten USA im Allgemeinen und dessen Geheimdienste im speziellen, die wie in der Realität *hust* sich über jedes nationale und internationale Gesetz hinwegsetzen, um für das "Recht" zu kämpfen, wobei sie die einzigen sind, die die Mittel, die Freiheiten und den Mut haben, das durchzuziehen, was gemacht werden muss, selbst wenn der Präsident der USA sich in den Weg stellt. Nachdem man haufenweise unschuldige Wachen grundlos wegradiert hat, kommt die Aufforderung, auf eine wichtige Person zu schießen. Eine Taste und der Text "Exercise Fifth Freedom" wird eingeblendet.
Inzwischen wird Call of Duty für seine Propaganda gelegentlich vorsichtig kritisiert, wobei das so albern ist, dass nur einer mit einstelligem IQ das ernst nehmen kann. Splinter Cell Blacklist ist ernster und so spezifisch mit seinem Lob für Geheimdienste, dass ich gedacht habe, Ubi-Soft hat sich selbst in den Fuß geschossen, weil in der post-Snowden Zeit, verstärkt auffällt, wie ekelhaft das ganze ist. Es wird einem NOCH mehr vor Augen geführt, wenn man Splinter Cell Conviction in Betracht zieht, wo amerikanische Geheimdienste ihre übermäßig erteilte Macht benutzen, um die Staaten zu zerstören. Es interessiert aber keinen.
Aus diesem Grund habe ich Blacklist illegal runtergeladen, statt es zu kaufen, auch wenn ich mit sowas schon lange aufgehört habe, weil ich nicht ruhigen Gewissens Geld für sowas ausgeben kann. Ich habe es trotzdem gespielt, was mich ein Stück weit zu einem Heuchler macht, aber ich kann damit leben.
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