Mittwoch, 6. Mai 2009

Prinzipien

Wenn der Mensch zuviel von etwas hat, dann fängt er absurdes damit an. Gebt jemanden zuviel Geld und er wird ein Auto kaufen, das mehr als 100.000€ kostet. Gebt jemanden zuviel Zeit und er wird zum Philosophen. Gebt jemanden eine zu große Auswahl an Spielen (und zu wenig Zeit, um sich mit allen zu beschäftigen) und er stellt sich ein Auswahlverfahren zusammen, das mit größter Wahrscheinlichkeit dämlich ist.

Somit kommen wir zu den pascalschen Spielkaufprinzipien. Grundsätzlich gibt es Spiele, die ich haben muß und über die ich gar nicht nachzudenken brauche. Das Auswahlverfahren tritt in Dürreperioden in Kraft, wenn die Spiele, die ich nicht haben muß, so billig geworden sind, daß sich die Frage, ob sich das Geld lohnt, erübrigt und sie um meine begrenzte Zeit kämpfen.

Fangen wir mit den 60FPS an. Ich habe noch nie ein Prügelspiel gekauft, das mit 30FPS läuft und das wird auch nicht passieren. Das ist leicht durchzuziehen, weil es das Genre ist, wo eine niedrigere Framerate absolut inakzeptabel ist und es noch nie ein halbwegs vernünftiges Prügelspiel gab, das nicht mit 60 FPS lief. Bei Rennspielen konnte ich es auch durchziehen, weil sie mich nicht so interessieren und ich in der Regel eins pro Generation kaufe. Am Anfang dieser Generation habe ich gehofft, das Prinzip auf andere Genres auszuweiten aber es ist schwierig, wenn die Spiele immer ruckeliger werden statt flüssiger. Colin McRae ist ruckeliger als die Vorgänger, Sega Rally auch und es schimpft sich als Arcade Spiel, Project Gotham ist seit Teil 2 auf der dunklen Seite der Macht, Halo 3 ist ruckeliger als der Vorgänger, Sonic Unleashed auch... dieses Prinzip ist nicht durchzusetzen.

Dann kaufe ich keine Simulationen, weil das Ziel, etwas möglichst genau zu simulieren nicht mit Videospieldesign vereinbaren lässt. Ich kaufe auch keine Weltkriegsspiele, weil sie ihren Reiz auf ähnlichem Weg wie Simulationen herziehen. Ich bin an echten Waffen und sonstigem Militärgedöns nicht interessiert und es stört mich, wie das Leiden von Menschen, die noch leben, trivialisiert wird. Der Konflikt liegt nach meinem Empfinden nicht weit genug in der Vergangenheit, um daraus Unterhaltung auf Transformersniveau zu machen.

Musikspiele werden nicht gekauft, weil ich keine Lust habe, mehr als zweimal dasselbe Lied hintereinander zu hören.

Manchmal geht es nicht nur darum, wie sehr mir was gefällt oder nicht, sondern auch darum, mit dem Geldbeutel eine Nachricht an den Publisher zu schicken. Ich habe Spiele ausgeliehen, durchgespielt und dann trotzdem noch gekauft, um den Publisher dafür zu belohnen, daß er was originelles auf dem Markt gebracht hat, auch wenn es Schwächen hat. Siehe zum Beispiel Riddick und Psychonauts. Was passiert aber, wenn es Konflikte gibt?

Call of Duty 2 war der einzige Egoshooter, der mit 60fps lief und halbwegs ordentlich war, es war aber ein Weltkriegsspiel.

Mirror's Edge sollte man kaufen, weil nach zwei Jahrzehnten von schlechten Sport- und Lizenzspielen EA es tatsächlich geschafft hat, neue IP auf dem Markt zu bringen. Das sollte belohnt werden. Man sollte Mirror's Edge wiederum nicht kaufen, weil es ein Spiel ist, in dem Bewegung eine zentrale Rolle spielt und das nur mit 30fps läuft.

Battlefield Bad Company hat fortgeschrittene Technologie, die die Zerstörung der Umgebung erlaubt, die wiederum neue Spielvorgänge erlaubt. Auf der anderen Seite hat das Spiel eine ultralangweilige Standardmilitärästhetik (schrammt am Weltkriegsshooterprinzip gerade so vorbei) und ist extrem unlustig.

Es gibt noch mehr (weniger klare) Prinzipien und noch mehr Konflikte aber das sollte reichen. Ich werde das ganze in einen Monat oder so wiederlesen, mich wundern, was für ich ein Schrott ich mir zusammenreime, und das ganze Prinzipienzeug hoffentlich aufgeben.

6 Kommentare:

Don Cosmo hat gesagt…

Da muss man sich doch fragen, ob Du wegen den Prinzipien überhaupt noch Spaß am kaufen und spielen hast und Dir gerade diese den Spaß allzu oft verderben?

Ich bin ja gottseidank eine rückgratlose Kreatur, die sich nur manchmal an die selbstgefassten Prinzipien hält, ergo keine wirklichen hat. Ich lasse die wenigen, die mir etwas bedeuten allerdings gerne kurz aufblitzen:
Ich kaufe gerne Sega-Spiele und tue dies trotz des Wissens um deren schnellen Preisverfall oft zu Release, gerade weil ich den Hersteller unterstützen will, der mir viele gute und immer noch geliebte Franchises bereitet hat.
MonsterHunter-Titel kaufe ich auch gerne doppelt (PSP-Version vs. PS2-Version vs. andere Landessprache), weil ich die Serie abgöttisch liebe!
Ich kaufe gerne noch einen kleinen, weiteren preiswerten Titel beim Dantler meiner Wahl, einfach um ihm noch ein bisserl mehr verdienen zu lassen, auch wenn ich das Spiel aktuell gar nicht brauche.
Manchmal kaufe ich Spiele, weil ich die Achievements interessant und manchmal sogar, weil ich sie einfach zu erreichen finde.
Manchmal lege ich Spiele, die ich gekauft habe nicht ein, weil ich mir dann denke, daß ich sie womöglich halb beendet rumliegen lasse, da ist mir gar nicht angefangen doch noch lieber!

Das war's erst mal, flame on!

Pasco hat gesagt…

Als ich dein Kommentar gelesen habe, dachte ich
"OK, er ist auch in etwa in der selben Art bescheuert wie ich, nur nicht zu sehr ...vielleicht doch ...eher nicht"
und dann kam ich zu dem Punkt, wo du Spiele kaufst, weil Achievements leicht zu holen sind.

...

Es ging hier eher um das Kaufen und nicht um das Spielen von Spielen. Und die Prinzipien kommen nicht von irgendwoher sondern stammen aus meinen Vorlieben, deswegen haben die keinen Einfluß darauf, wie sehr ich mit einem Spiel Spaß habe.

Don Cosmo hat gesagt…

Nun, ich denke man kann über die GamerCard erkennen. daß ich wenige Spiele habe, wo man locker auf die Tausend kommt. Einzig King Kong habe ich gespielt (fand ich aber ganz ok) und CSI, weil das meine Holde gern mag. Aktuell spiele ich Lego: Star Wars, da ich die Filme gerne mag und dachte, der Coop könnte was. Allerdings ist der ... mit einer miesen Kamera gesegnet, die einem viel zu wenig Bewegungsraum einräumt und dann eine von beiden Figuren immer hinter der anderen herschleift.

Eigentlich ist der "kritische" Satz falsch rum geschrieben, ich kaufe Spiele manchmal nicht, wenn ich sehe, daß einige Achievements nur über sehr krude Spielweise erreicht werden können, ala "Spiele das Spiel nur mit dem Messer durch" kombiniert mit "Spiele das Spiel nur mit der Pistole durch" kombiniert mit "Spiele das Spiel nur mit dem MG durch". Also klare Zeitfresser und Sach, das den Entwicklern 5 Minuten vor Abgabetermin noch eingefallen ist.

Pasco hat gesagt…

Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich verzeihe dir.

Und das mit Lego Star Wars stimmt. In den alten Episoden (die später erschienen sind und auch später in der Zeitlinie sind äh) ist das Problem noch stärker als im Erstling.

Don Cosmo hat gesagt…

Yay, das ist ja besser als in der Kirche hier.

Das LEGO-SW, das ich spiele, sollte die ... Original-Trilogy sein, also Episode IV-VI. Mit Luke und Leia. Solo (nicht Han!) finde ich es hingegen schon sehr unterhaltsam, wobei ich noch nicht viel gesehen habe. Daß man sammeln und auch nur einfach so durch kann, hier und da geheime Orte finden muss etcpp. ist witzig. In der ersten Stage gab es ein Auto zu finden, daß später auf eine Rampe musste. Die Karre ließ sich megaätzend steuern, die Idee fand ich aber großartig.

Mal sehen, ob es mich genügend für die anderen Titel motiviert, Indiana Jones, das andere SW und Batman ... alles Franchises, die ich mag. Ein Spiderman fehlt da eigentlich noch und ein Jurassic Park!

Pasco hat gesagt…

Wie gesagt, Episode 1-3 von Star Wars fand ich am wenigsten nervend. In 4-6 war die Kamera recht nervig und in Indiana Jones und Batman sind die Level so mit Bildelementen vollgestopft, daß ich teilweise nicht weiß, wo ich treten kann und was auf dem Bildschirm passiert. Jeder Versuch das Prinzip zu erweitern und die Grafik zu bereichern, geht in die Hose. Sind vermutlich immer noch ordentliche Spiele insgesamt, ich habe sie nicht weit gespielt.