Es ist ein Urlaubssimulator mit schönen Sonnenuntergängen, Quad-Bike fahren, Gliding und schnorcheln. Es ist ein Raregames-Collectathon. Es ist Call of Duty. Und es ist das genaue Gegenteil: ein Ego-Shooter, in dem "emergent-Gameplay" großgeschrieben wird. Letzteres ist, wenn der Spielablauf nicht vom Designer diktiert wird, sondern die Spielelemente stehen und der Ablauf jedesmal etwas anders ist, je nachdem, was für Überraschungen auftauchen oder wie der Spieler an das ganze herangeht.
Jagen, sammeln und erfoschen sind nicht mit irgendeinem besonders schlauen Trick implementiert, der das ganze spaßiger macht als sonst. Die schöne Grafik und das Meer machen die ganze Motivationsarbeit, wenn man sowas nicht abgeneigt ist. Eine Erwähnung verdienen vielleicht die abgehalfterten (ich muss später nachschauen, ob ich das Wort richtig geschrieben habe) Sende-Türme, die man hochklettern muss, um sie einzuschalten. Die Höhe, die man gewinnt, macht die Aussicht zunehmend attraktiver. Das ganze samt befriedigender Kamerafahrt und Abseilen am Ende sind prinzipiell von Assassin's Creed geklaut aber es funktioniert trotzdem. Das Shooter-Hauptgericht sind die Missionen, die den Story-Teil vorantreiben und die Befreiung der 20 Festungen, die von Gegnern besetzt sind, und der nahrhaftere Teil ist nicht der, den man annehmen würde.
Die Story Missionen sind mehr oder weniger linear. Im schlimmsten Fall haben sie einen Turret-Sequenz drin oder nehmen einem die Kontrolle komplett weg aber sie bedienen den Call of Duty Geschmack kompetent. Die Festungen... es gibt mehr als zwanzig Festungen auf den Inseln. Je nachdem, ob sie der gegnerischen oder der eigenen Fraktion gehören, patrouillieren die entsprechenden Soldaten in der entsprechenden Gegend. In den Festungen befinden sich ein paar Soldaten und vielleicht ein paar Hunde und es ist Aufgabe des Spielers, alle auszulöschen, ohne, dass sie einen bemerken. Wenn sie einen bemerken ist das nicht vorbei aber sie werden versuchen, Alarm zu schlagen. Wenn der Alarm läuft ist es immer noch nicht vorbei, dann hat man eine Minute, bevor die Verstärkung kommt. Wenn die Verstärkung ankommt, dann muss man sie auch erledigen. Das Spiel zwingt keinem auf irgendeine Art zu spielen. Wenn man die leichte Art wählt, sich der Gegner zu entledigen, dann schickt es einem einfach mehr Gegner und damit balanciert sich das Spiel aus und jeder kann trotzdem spielen, wie er will. Fett geil! Und weil das Spiel ein großes Spektrum an Aktionsmöglichkeiten (schleichen, ablenken, rennen, Tiere anziehen und scheuchen) und Waffen (leise, laute, explodierende, feuerlegende, aus der Ferne ausgelöste) anbietet, ist FarCry 3 das beste Schleich- und Actionspiel, an das ich mich erinnern kann. Dazu kommen Tiger, Bären usw. die zufällig auftauchen oder zu einem taktisch klugen Zeitpunkt aus ihren Käfigen befreit werden und die Dynamik wird nochmal verändert und das ganze verwandelt sich in ein Festival des Sadismus.
Wo sonst kann man jemanden aus der Ferne mit einer Sniper abschießen, dann drumherumlaufen, als die Gegner der Quelle des Schusses nachgehen, um dann in der leeren Festung in engen Passagen Minen zu legen, dann warten, bis die erste Mine durchgeht, die anderen in Panik geraten, in weiteren Minen laufen und dann vielleicht den letzten in Panik rumlaufenden mit dem Messer erledigen? Am Ende einer solchen Passage fühlt man sich wie Rambo.
Die Geschichte soll laut Interviews eine Belustigung über Spiel-Klischees sein und ein Kommentar darüber, wie sinnlos auch einige Spielmechanismen sind, oder sowas in der Richtung. Der Autor scheint sich selbst nicht ganz sicher zu sein, was er will. Schließlich ist es egal, was er verfolgt, die Story des Spiels versagt auf ganzer Linie und in allen Linien in jeder Richtung. Die Charaktere sind alle bewußt unangenehme Zeitgenossen und die Dialoge sind bewusst over-the-top und in Massenmordszenen läuft bewusst unpassende beschwingte Musik aber all diese Dinge hat Call of Duty auch, es wird im selben Ton vorgetragen und es gibt keinen Abstand, der den Spieler mitteilen könnte, dass all das, was präsentiert wird, eigentlich nicht ernst gemeint ist.
Die Musik ist zudem fürchterlich. Das hat mich aber auch nicht davon abgehalten, mehrere Stunden am Stück zu spielen, was inzwischen nicht zu oft passiert.
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