Freitag, 23. September 2011

Limbo

Viele Spieler denken, daß Einfallsreichtum automatisch zu guten Spielen führt und daß die besten und innovativsten Teams diejenigen sind, die die meisten Ideen haben, während allen anderen nichts anderes einfällt als den zur Zeit am meisten verkauften Shooter zu kopieren. Das stimmt nicht. Wenn man in einem beliebigen Spielentwicklerteam arbeitet, entdeckt man, daß jeder einzelne Mitarbeiter dauernd verrückte Spielideen hat, die nie auf dem Markt kommen werden, weil niemand das resultierende Spiel verkaufen will und/oder weil niemand es kaufen will. Also ist es nicht nur wichtig Ideen ins Spiel aufzunehmen, sondern den Großteil der Ideen zu verwerfen und die aufgenommenen dann richtig zu implementieren.

Ähnlich verhält es sich mit jedem anderen Aspekt des Spiels. Es gibt einen Pool an Grafikfeatures und man muß sich entscheiden, welche man in das Spiel aufnimmt und welche man weglässt, damit die Framerate noch stimmt. Das, was man aufnimmt, muß richtig implementiert werden. Und wenn man keinen im Team hat, der eine von Dialogen getragene Geschichte schreiben kann, dann macht man es wie Ico und nicht wie Metal Gear Solid. Man muß sich seine Kämpfe aussuchen.


Die Grafik von Limbo sagt mir, daß das Team keine ausgebildeten Künstler hat und daß sie das ganze geschickt umgegangen sind, indem sie sich für eine Welt entschieden haben, in der Farbe, klare Linien, Ausdruck usw. nicht existieren. Warum bin ich dann leicht verärgert, obwohl sie den richtigen Weg gegangen sind? Vielleicht deswegen, weil sogenannte Journalisten das Spiel als künstlerisch hochwertig verkaufen.

Carmack hat in einem Interview, das ich jetzt nicht suchen werde, gesagt, daß er gern wieder ein 2D-Spiel machen würde, um eine Technologie zu testen, wo die Figur vorausschauend animiert wird. Das passiert schon in Limbo, wo während der Junge noch in der Luft ist, er seine Hände in die Richtung streckt, wo er etwas greifen wird, um sich zu retten. Das ist ziemlich cool und nur deswegen möglich, weil die Animationen nicht handgezeichnet sind sondern mit Rotation der Gliedmaßen passieren, was mir normalerweise nicht gefällt. Hier haben sie was daraus gemacht.

Das Spiel gibt einem leider weniger Kontext für das, was mas macht als Another World ...oder Prince of Persia ...oder Ghost n Goblins. Also läuft man los und jumpt sich durch zunehmend kniffliche, oft physikalische Rätsel und Sprungpassagen und alles ist gut. Also gut gut. Die Steuerung ist gut, das Spiel flüssig, die Grafik lesbar auch wenn unscharf, die Vorgänge nachvollziehbar, die Spielsituationen abwechslungsreich. Kann sein, daß man an einigen Stellen nicht weiterkommt, weil man nicht herausfinden kann wie, dafür geben einem die schwierigeren Stellen, wo man es doch noch schafft ein Gefühl der Befriedigung. In den reinen Geschicklichkeitspassagen ist es etwas schade, daß jede Aktion und deren Timing fest vorgegeben sind. Da ähnelt das Spiel dem klassischen Prince of Persia als ein 2D Mario oder Sonic. Wenn man da verliert, dann fällt es einem etwas unangenehm auf, daß man genau die selben Abläufe nochmal abspielen muß. Der Umstand schafft es aber nicht, das Spiel nach unten zu ziehen. Limbo ist ein gutes Spiel und die Spiellandschaft wäre ohne Limbo ein klein wenig ärmer.

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