Sonntag, 27. Juni 2021

The Last of Us 2

Ich habe den Fehler gemacht und Last of Us Left Behind gespielt kurz bevor ich mich Teil 2 angefangen habe und das Ergebnis war, dass mich 30 Stunden lang die 30 FPS geärgert haben.

Wo fangen wir an?

Erstmal, ich erzähle strenggenommen nichts über die Geschichte aber wer absolut nichts über das Spiel wissen will, am besten nicht lesen? Fangen wir mit den weniger kontroversen Sachen an.

Die Grafik ist sehr gut, es hat mir von der Framerate abgesehen trotzdem immer etwas gefehlt. Die bestaussehendsten Zwischensequenzen mit Dialogen sind einfach vorberechnete Videos, etwas das kaum jemand anders inzwischen macht. Die Animationen sind zum größten Teil auch richtig gut und mit vielen Layern und nuanciert. Trotzdem schafft Ellie bei Drehungen nicht, dass ihre Füße nicht rutschen. Etwas, das Assassin's Creed 1(!) besser hingekriegt hat. Dem Gesamtbild fehlt etwas Lesbarkeit. Assets (in Wohnungen und so) werden oft genug wiederholt eingesetzt, dass es auffällig wird. Nach einem Garderobenwechsel, bei dem Ellies Hintern nicht mit einem Hemd bedeckt ist, sind einzelne Polygone dort zu sehen, jedes mal, wenn sie sich duckt. Also oft. Hm!

Soundkulisse ist super, vor allem, wenn es regnet. Musik plätschert nur so vor sich hin und nimmt keinen spürbaren Einfluß auf die Gefühlslage. Ich kann mich immer noch, Jahre später, an eine Szene in Teil 1 erinnern, wo der Bildschirm an einer dramatischen Stelle einfach schwarz wird, nur noch die großartige Musik zu hören ist, die uns in die nächste Szene begleitet. Davon sind wir hier weit entfernt. Schade.

Hm.
 
Gameplay: Mechanisch gesehen eine große Steigerung im Vergleich zum Vorgänger. Ellie hat ein paar neue Werkzeuge in ihrem Kasten, es gibt ein paar mehr Typen von Feinden, die auch tatsächlich unterschiedliches Verhalten haben und die Dynamik ändern. Die größte Änderung ist, dass die Auseinandersetzungen nicht mehr in quasi-Gängen sondern oft in Arenen finden, die von ihrem Aufbau her auch als Multiplayermaps herhalten können. Das eröffnet viel mehr Möglichkeiten zur Selbstgestaltung des Spiels. Das Problem ist, dass man sich zwingen muss, sie auch zu nutzen, weil das Spiel meist einem keine Motivation gibt, sich nicht in einer Ecke im Gras zu verkriechen und die Feinde kommen zu lassen. Es ist viel zu oft passiert, dass ich einen Kampf zuende geführt habe und dann rumgelaufen bin, um aufzuräumen und mir gedacht habe "hier hätte ich überall während des Kampfs gehen können?" Also ist die Möglichkeit da, das Gameplay unterhaltsamer zu machen, aber man kann es auch locker auf das Niveau vom ersten Teil runterbringen. Das Zielen und Schießen ist immer noch schlechter als in Halo 1.

Natürlich kann man keine AAA-ness haben ohne einen Skilltree. Skilltrees sind eine Krankheit und hier ist es eine besonders schlimme. Man verbringt die Hälfte des Spiels mit Dinge sammeln, darunter Pillen glaube ich, die man benutzen kann, um Skills freizuschalten. Die überwältigende Mehrheit sind aber keine, über die man sich freut, die das Spiel besser machen und neue Möglichkeiten eröffnen, sondern welche, die das Spielen weniger lästig machen. Das Zielen schwankt weniger. Oder die Schleichtöteanimation, die man schon 200 mal gesehen hat und 8 Sekunden dauert, wird mit einer ersetzt, die 4 Sekunden dauert. Und irgendwann wird der Skilltree zurückgesetzt und man muss den Scheiß von vorne anfangen.

Kommen wir zur Geschichte. Ich bin überrascht, wie wohlwollend ich damals dem ersten Teil gegenüber stand, als ich meinen Beitrag dazu nochmal gelesen habe. Inzwischen habe ich soviel von den Fans online erdulden müssen, dass ich wahrscheinlich trotzig geworden bin und mich zunehmend auf die Schwächen des Spiels konzentriert habe. Es hilft nicht, dass Druckmann sein größter eigener Fan ist und wie die Amerikaner sagen, gern seine eigenen Furze riecht. Der erste Teil ist eine Geschichte nach Disney-Muster mit Zombie-Hintergrund. Der zweite Teil ist es definitiv nicht.

Es wurde viel über die Wokeness des Spiels gesagt und es ist tatsächlich extrem auffällig. Das Spiel gibt einem wortwörtlich und ohne Übertreibung eine Predigt darüber, wie toll die Juden sind, und zwar in einer Synagoge. Alle Minderheiten werden hier repräsentiert und kriegen auch Führungspositionen. Ich habe darüber geschmunzelt und mehr hat es mir nichts ausgemacht. Dass manche YouTuber deswegen aus dem Häuschen sind, sie aber kritiklos schamlose Propagandavehikel wie Call of Duty konsumieren, sagt mehr über die als über Last of Us.

Druckmann ist generell nicht subtil und das macht ihn zu einem schlechten Geschichtenerzähler. Mit einem Rohr, auf dem "violence is bad ... mmkay?" eingraviert ist, schlägt er wiederholt den Spieler auf dem Kopf. Eine Lektion, für die seine Charaktere einfach zu dumm sind. Ich meine, irgendwie muss man den Konflikt vorantreiben. Das Ende braucht dann viel zu lang und ist im Kontext des ganzen Spiels sinnlos.

Es ist ein Wunder, das mich zwei der "großen" Auseinandersetzungen tatsächlich ein Stück weit mitgenommen haben. Während 95% des Spiels hat es mich aber nicht interessiert, was diese Langweiler machen oder wollen. Bei einem bestimmten Helden habe ich innerlich gejubelt, als er gestorben ist, weil er so ein fürchterliches Klischee war, dass es komischerweise an Rassismus gegrenzt hat.

Ich habe nicht bereut, es gespielt zu haben, aber ich finde es ist eine Verschwendung, dass sie jetzt ohne Zweifel einen dritten Teil machen werden.

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